Messe.TV spricht auf der InnoTrans 2016 in Berlin mit Michael Steidl und Christoph Kürschner von Progress Rail Services – einem Unternehmen der Caterpillar Firmengruppe. Von der Gleis Streckeninspektion bis zur Achsüberprüfung arbeitet das Unternehmen stetig an Verbesserungen. Dabei geht es um die Herausforderung der von Schwerlasttransporten, Optimierung der Wirtschaftlichkeit wie auch um Sicherheitsaspekte.
Jürgen Groh: Herr Steidl Grüße Sie. Was demonstrieren Sie den hier am Messestand? Das sieht ja sehr interessant aus. Michael Steidl: Hallo. Wir haben hier zum einen den Buffer Stop der in England hergestellt wird – mit dem fangen wir die Züge auf. Direkt daneben zeigen wir die Holkastenschwellen für die Weichenantriebe und die Weichenantriebe selbst – mit diesem gesamten Paket können wir die Weichen verstellen. Darüber sehen Sie eines unserer neuen Produkte, mit dem wir die Track Inspection also Streckeninspektion der Gleise vornehmen können. Damit kontrollieren wir, ob die Befestigungen noch intakt sind, die Position richtig ist oder etwa ob die Schiene okay ist – also ob die Spurweite stimmt und die Oberfläche der Schiene in Ordnung ist. Das ist unser neuestes Produkt.
Jürgen Groh: Was hebt Progress Rail hier ab von anderen Anbietern? Michael Steidl: Ja, es gibt mehrere Hersteller, wobei wir mit unserer Ultrasound Technik eine höhere Genauigkeit erzielen können. Jürgen Groh: Wo geht der Trend hin in den nächsten Jahren? Die Technologie wird ja noch weiterentwickelt wie ich vermute. Michael Steidl: Ein ganz großes Augenmerk – speziell weil wir in den USA sehr stark vertreten sind – ist es die Maintenance Intervalle zu erhöhen. Wir haben aktuell teilweise Strecken in den USA, bei denen alle 6 Monate die Schienen ausgetauscht werden müssen. Wir benötigen Systeme, die einfach länger halten, um eben die Maintenance Fenster zu reduzieren.
Jürgen Groh: In welchen Regionen bzw. Kontinenten ist Progress Rail am stärksten vertreten? Michael Steidl: Wir haben unseren Fokus sehr stark auf Heavy Haul ausgerichtet. Wir sind in den USA zuhause und auch Marktführer. In England haben wir eine Firma übernommen, in der wir Weichen fertigen, für einen Einstieg in Europa und wir haben ein Werk in Australien, wo Heavy Haul ja auch ein großes Thema ist. Von dort aus versuchen wir dann die weiteren Märkte wie Südostasien oder mittlerer Osten zu erschließen.
Jürgen Groh: Als Verständnis für den Laien – was kann man sich unter Heavy Haul vorstellen? Michael Steidl: Heavy Haul ist Schwerlast, also alles über 35 Tonnen Achslast. Das sind diese großen, langen Güterzüge die wir aus den USA kennen mit 100 Wagons an einem Zug. Die beanspruchen das Gleis natürlich stark. Das gibt es in der Form eigentlich nirgendwo so, wie in den USA. Alles sehr spannend – ein ganz anderer Gleisbau als in Europa. Jürgen Groh: Guten Morgen Herr Kürschner. Progress Rail und Caterpillar – welchen Zusammenhang gibt es da? Christoph Kürschner: Guten Morgen Herr Groh. Wir sind der einzige Bereich in der Caterpillar Gruppe die im Bahnbereich tätig sind. Wir wurden im Jahr 2006 von Caterpillar gekauft.
Jürgen Groh: Was wird hier auf der InnoTrans gezeigt? Ich sehe hier Schienen. Christoph Kürschner: Genau. Wir haben hier verschiedene Sicherheitssysteme. Fangen wir an mit dem Tracking Equipment Detector. Dieses System erkennt, ob unter dem Zug etwas mitgeschliffen wird. Das System ist mit einem Schocksensor und einem Schienenschalter ausgestattet. Der Schienenschalter erkennt welche Achse gerade vorüberfährt und erkennt dann wenn ein Schlag auf den Schocksensor geht. Man kann die Härte des Schlages erkennen und die Daten auswerten lassen. Dahinter haben wir eine Heißläufer Ortungsanlage. Diese Systeme sind derzeit bei der Deutschen Bahn ca. alle 40 Kilometer installiert. Damit werden die Temperaturen der Lager, der Achsen, der Bremsen und auch der Räder gemessen. Damit soll verhindert werden, dass ein Zug entgleist, weil die Achsen gebrochen oder zu heiß geworden sind. Bei der Einfahrt erkennen die Schienenschalter, dass der Zug kommt. Die Schienenschalter zählen die Achsen durch und es öffnet sich eine Klappe in der ein Wärmesensor eingebaut ist. Dieser Sensor misst dann die Temperaturen der Achsen. Man kann dabei verschiedene Alarmlevel festlegen, wenn der Level erreicht ist, erkennt das System an welcher Achse der Alarmlevel erreicht ist. Die Information wird dann über eine Einheit an den Fahrdienstleiter oder eine Meldestelle weitergegeben.
Jürgen Groh: Was kann man damit konkret verhindern? Christoph Kürschner: Man kann tatsächlich verhindern, dass ein Zug entgleist. Denn wenn ein Lager heiß wird, kann es komplett zerbrechen. Der Zug wird dann ggf. instabil und kann komplett entgleisen. Es gab schon Unfälle etwa in Viareggion in Italien, denen man mit so einem System vorbeugen kann. Jürgen Groh: Progress Rail muss ja sehr innovativ sein, dass Caterpillar sagt „die brauchen wir“. Christoph Kürschner: Sagen wir mal so, wir haben die Systeme schon seit mehreren Jahren im Einsatz. Die Heißläufer Ortungsanlage ist bereits die dritte Generation. Die erste gab es glaube ich Mitte der 90er Jahre und die werden natürlich fortgehend weiterentwickelt. Jürgen Groh: Wo geht denn die Reise in diesem Bereich hin? Wo sehen wir uns da in 10 Jahren? Christoph Kürschner: Es wird auf jeden Fall so sein, dass wir uns weiter vernetzen müssen. Die Datenauswertung wird immer wichtiger, den Kunden möchten Trendings machen, also mit den Daten arbeiten. Ich denke das ist der Trend, der in den nächsten Jahren zu kommen wird.